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Dr. Fischer zur Digitalisierungsrealität in Göttingen

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Dr. Thomas Fischer bei der Diskussionsrunde auf dem Göttinger Hausärztetag.

Der Bezirksvorsitzende in Göttingen, Dr. Thomas Fischer, gibt einen Einblick in die hausärztliche Digitalisierungsrealität im Nachgang zum Göttinger Hausärztetag. Er greift die aktuellen Debatten zum Thema auf und deckt ungeklärte Sachverhalte auf, die für eine erfolgreiche Digitalisierung in der Hausarztpraxis dringend zu klären wären.

Auf unserem Hausärztetag am 13. Mai 2023 in Göttingen hatten wir Gelegenheit mit Daniel Köhler, IT-Experte des Landesverbandes und Moritz Eckert, Allgemeinmediziner aus Herzberg am Harz, die anstehenden Umstellungen auf die epa, das eRezept und neue Kommunikationsformen wie KIM und TIM und deren Auswirkungen auf den hausärztlichen Alltag zu diskutieren.

Allgemeiner Tenor war, dass diese Neuerungen in Anbetracht der Überlastung der Hausärzte mit uns als Nutzer abgestimmt werden müssen und nur funktionieren werden, wenn sie uns im Alltag entlasten! KIM als Mail-Ersatz und TIM als Messenger haben dabei das Potential, die Kommunikation zwischen den Praxen zu vereinheitlichen und zu erleichtern, wenn sie einfach anwendbar sind.

Dank der Vorarbeiten einzelner Engagierter (Dank an Moritz und Nicolas Kahl!) scheint das eRezept – unter der Vorrausetzung der papierlosen Variante mit der eGK ohne Pin - jetzt anwendbar zu sein. Die QR-Papiervariante wird einhellig abgelehnt. Angeregt wurde die Möglichkeit, eRezepte z.B. bei Heimpatienten per KIM direkt an die Apotheken senden zu können, was die Abläufe enorm beschleunigen würde.

Die ePA trifft auf mehr Skepsis. Moritz Eckert und Daniel Köhler haben uns die derzeitige Umsetzung praktisch demonstriert. Zwar sehen die Teilnehmer den Vorteil durch den schnellen Zugriff auf externe Laborwerte, Bildgebung etc., die gegenwärtige Lösung erscheint uns jedoch wenig praktikabel. Externe Informationen müssen vielmehr automatisch in unsere PVS-Systeme einfließen und sich in den praxisindividuellen Workflow einfügen. Hier sehen wir große Probleme bei der derzeit fehlenden Standardisierung der Daten. Stapelweise PDFs durchzuarbeiten wird kein Hausarzt leisten können!

Weitere Fragen stellten sich uns:

  • Wer hat im Notfall Zugriff auf die Daten? Derzeit müssen Patienten die Daten ja explizit für jeden Arzt erst "freigeben".
  • Wer haftet, wenn uns Patienten Daten vorenthalten? Können wir das überhaupt belegen? Hier droht eine Belastung für das Arzt-Patientenverhältnis. Hausärzte können ihre Patienten nur umfassend betreuen, wenn sie über alle Informationen verfügen.
  • Das Hochladen der Daten wird enorm viel Datenvolumen erforderlich machen. Parallel zur Sprechstunde wird dies Praxen womöglich lahmlegen. Dies sollte außerhalb der Sprechzeiten erfolgen.

Wir bleiben gespannt auf die weitere Entwicklung und wollen diese gerne mitgestalten!

Ihr Dr. Thomas Fischer