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Interview: Akademisierte VERAH eröffnet neue Horizonte

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Ziehen ein positives Zwischenfazit: VERAH Sandra Bednarek und Praxisinhaber Dr. Bernd Schüttrumpf.

Rückblick auf ein erfolgreiches erstes Studienjahr: Im Interview berichten VERAH Sandra Bednarek und Hausarzt Dr. Bernd Schüttrumpf, welche Vorteile und Herausforderungen das VERAH-Aufbaustudium „Primärmedizinisches Versorgungs- und Praxismanagement“ für die Arbeit in der Hausarztpraxis mit sich bringt.

Erstmal herzlichen Glückwunsch zum ersten erfolgreichen Studienjahr! Sind Sie immer noch überzeugt, dass das Studium der richtige Schritt war?

Sandra Bednarek: Auf jeden Fall! Ich hatte anfangs riesen Respekt davor, weil ich lange aus der Schule raus bin und nie der strebsame Lerntyp war. Dennoch wollte ich mich weiterbilden. Da hatte ich dann gesagt: Okay, ich ziehe das zwei Jahre durch und mache das jetzt einfach. Und bisher hat es sich absolut gelohnt! Man entwickelt sich auch persönlich weiter.

Dr. Bernd Schüttrumpf: Das ist das positive Zusammenspiel, das auch ich sehe: Sie hat sich persönlich weiterentwickelt und wendet gleichzeitig das Gelernte schon heute in der Praxis an. Ich werde bereits also nach einem Jahr Studium bereits merklich entlastet. Aber zugegeben: Man muss diese Unterstützung als Chef auch zulassen und annehmen können!

Bednarek: Allein die Kommunikation mit Patienten fällt mir deutlich leichter als zuvor. Ich lasse mich nicht mehr so schnell aus der Ruhe bringen und weiß nun genau, wie ich bestimmte Dinge einordnen muss. Ich kann zwischen den Zeilen deutlich besser lesen.

Und wie stand der Praxis-Chef anfangs zu der Idee des VERAH-Aufbaustudiums?

Dr. Schüttrumpf: Ich habe das Vorhaben von Anfang an unterstützt. Die Idee war damals ein Gemeinschaftsprodukt zwischen Sandra, ihrer studierenden Schwester und mir. Der Respekt vor der Aufgabe war, wie gesagt, bei uns allen groß. Wie sollen wir das alles unter einen Hut bekommen? Es gilt ja, die anfallende Arbeit und das Studium parallel zu organisieren. Dabei wollten wir darauf achten, dass unsere VERAH bei der Doppelbelastung nicht untergeht.

Bednarek: Zum Glück hatten wir in der Praxis die Möglichkeit, eine leichte Reduzierung der Arbeitsstunden umzusetzen.

Dr. Schüttrumpf: Zugegeben funktioniert das aber nur in Praxen, die nicht mit der Stechuhr unterwegs sind. Aber ich denke bereits heute, dass sich dieses Anfangsinvestment definitiv auszahlt. Glücklicherweise konzentrieren sich die Uni-Tage bei Sandra vor allem auf Samstag und Mittwoch.

Mit welchen konkreten Zielen sind Sie ins Studium gegangen?

20230630 Interview FOM Sandra"Inzwischen muss ich zugeben, dass mich der Management-Anteil zunehmend mehr reizt"

Bednarek: Ich wollte mir zunächst mehr medizinisches Hintergrundwissen aneignen. Dadurch kann ich nun viel zielgerichteter bei Patienten nachfragen und sogar auf gewisse Symptome bei der Anmeldung achten, um den Ärzten für die Untersuchung schon einen ersten Hinweis zu geben. Inzwischen muss ich zugeben, dass mich der Management-Anteil zunehmend mehr reizt. Das hat sich im Laufe des Studiums erst entwickelt.

Dr. Schüttrumpf: Und sie freut sich besonders, wenn sich der Chef dann ihre Optimierungsvorschläge auch anhört und noch besser: sogar umsetzt! (lacht) Also ursprünglich lag mein Plan auch eher in der medizinisch-geprägten Weiterqualifzierung. Gerade, falls man mehrere Praxisstandorte hat, kann das sehr hilfreich sein. Aber mittlerweile unterstützt Sandra uns tatsächlich überwiegend bei der Organisation und den Abrechnungen. Da hat sie einen richtigen Schub gemacht und ich weiß, dass ich mich da komplett auf sie verlassen kann. Das entlastet mich ungemein und gibt mir mehr Zeit für meine Kernaufgabe: Die Behandlung der Patienten.

Bednarek: Vorher wusste ich gar nicht, dass mir das Feld der Zahlen und Organisation so viel Spaß macht. Ich habe jetzt insgesamt einen ganz anderen Blickwinkel auf den Praxisalltag, gerade auch wegen den guten Management-Modulen. Ich kann viele Dinge nun besser und effektiver angehen.

Dr. Schüttrumpf: Die zusätzliche medizinische Kompetenz hilft trotzdem sehr! Gerade, weil es hier um die komplizierte Mischung aus Behandlungsleistungen und korrekter Abrechnung der Ziffern geht.

Was war Ihre größte Sorge, bevor Sie sich gemeinsam für das Studium entschieden haben?

Bednarek: Ganz klar, die Integration in den beruflichen und privaten Alltag! Und, dass sowohl meine persönlichen Interessen als auch die Anforderungen meiner Chefs erfüllt werden können.

20230630 Interview FOM Sandra"Ich muss bereit sein, Dinge in der Praxis an die akademisierte VERAH zu delegieren"

Dr. Schüttrumpf: Die Voraussetzung von alldem war und ist: Die Inhaberinnen oder Inhaber der Praxis muss hundertprozentig dahinterstehen! Ich muss bereit sein, Dinge in der Praxis an die „akademisierte VERAH“ zu delegieren. Wer hier nicht über seinen Schatten springen kann, darf auch mit einen noch so perfekt geschulten Praxisteam keine Entlastung erwarten. Das war für mich auch ein Lernprozess. Heute haben wir bereits die ein oder andere Idee übernommen, die Sandra aus dem Studium mitgebracht hat.

Bednarek: Ein Beispiel sind die unterschiedlichen, teils neuen Leistungsspektren. Dazu zählen mitunter Nicht-GKV-Leistungen, über die wir gemeinsam einen deutlich besseren Überblick erarbeitet haben. Aber auch das Erstellen, Umsetzen und Einhalten von Prozess- und Arbeitsabläufen habe ich mir intensiv aneignen können und setze das in der Praxis jetzt effektiv ein.

Dr. Schüttrumpf: Du hast aus meiner Sicht einige Bereiche unseres Behandlungsalltags optimiert! In bestimmten Seminaren hast du einen ganz neuen Blickwinkel beispielsweise auf gewisse Laborwerte vermittelt bekommen. Mit dem Ergebnis, dass sowohl auf wissenschaftlicher als auch wirtschaftlicher Ebene eine Verbesserung stattgefunden hat.

Wie ist Ihre Beobachtung nach den ersten Semestern, Frau Bednarek: Inwiefern „verändert“ das Studium Ihren Praxisalltag und Ihre Aufgaben?

Bednarek: Neben dem fachlichen Input: Man lernt Zeitmanagement!

Dr. Schüttrumpf: (Lacht) Oh ja, da muss ich wirklich bald mal bei Sandra in die Weiterbildung gehen!

Bednarek: Insgesamt habe ich eine höhere Arbeitszufriedenheit und auch Anerkennung.

Studium klingt immer sehr theoretisch – wie ist das Verhältnis von Theorie und Praxis im realen Studienalltag?

Bednarek: Man bekommt sehr viel Input in den Vorlesungen und muss vor Klausuren natürlich auch lernen. Hier kann man aber jederzeit bei den Kommilitonen oder auch Dozenten per Mail nachfragen. Das ist alles sehr verständlich. Aber vieles muss natürlich direkt in der Praxis erprobt werden, da die individuelle Arbeitsweise der Ärztinnen und Ärzte einfließen muss.

Dr. Schüttrumpf: Die FOM liefert die Grundlagen, die praktische Umsetzung findet in den Praxen statt. Zudem ist Eigeninitiative das A und O. Aus meiner persönlichen Sich darf eine studierte VERAH am Ende keine bloße Ja-Sagerin sein. Sie soll und muss eigenen Input liefern.

Dann wüschen wir auch für das zweite Jahr viel Erfolg, weiterhin gute Noten und Ihnen beiden vielen Dank für die Zeit und das Gespräch!

//Das Interview führte Tim Fischer aus der HÄVN-Pressestelle